Nur wer die Sehnsucht kennt by Nora Roberts

Nur wer die Sehnsucht kennt by Nora Roberts

Autor:Nora Roberts [Roberts, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Contemporary
ISBN: 3641121051
Google: DWqXAgAAQBAJ
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2014-02-26T23:00:00+00:00


7. KAPITEL

Irgendwann nach Beginn der Morgendämmerung schlief Andrea ein. Sie hatte die Nacht damit verbracht, mit weit geöffneten Augen auf dem Bett zu liegen und Julias gleichmäßigem Atem neben sich zu lauschen. Sie hatte Julia um die Fähigkeit beneidet, schlafen zu können. Trotzdem hatte sie ihre eigene Müdigkeit bekämpft. Sie hatte Angst, die Augen zu schließen. Dann hätte sie wahrscheinlich gesehen, was sie in Helens Zimmer erblickt hatte. Als ihr dann schließlich doch die Augen zugefallen waren, hatte sie tief und traumlos geschlafen. Sie war völlig erschöpft gewesen.

Vielleicht war es die Stille um sie, die sie weckte. Plötzlich war sie jedenfalls wach. Sie setzte sich im Bett auf und sah sich verwirrt um.

Julias Unordnung begrüßte sie. Seidenschals und Goldketten lagen hier und dort. Der Schreibtisch war mit eleganten Flaschen vollgestellt. Auf dem Fußboden lagen zierliche italienische Sandalen mit unglaublich hohen Absätzen herum.

Die Erinnerung kehrte zurück.

Andrea stand langsam auf. In Julias Nachthemd aus schwarzer Seide kam sie sich ein wenig lächerlich vor. Andrea betrachtete sich kritisch im Spiegel. Das Nachthemd stand und passte ihr nicht. Nur gut, dass Julia schon aufgestanden war und das Zimmer verlassen hatte.

Andrea wollte nichts von den Sachen anziehen, die die Verwüstungen der vergangenen Nacht überstanden hatten. So begnügte sie sich mit Bluse und Jeans vom Vortag.

Sie fand eine Notiz, die offensichtlich Julia geschrieben hatte.

»Darling, nehmen Sie von meiner Unterwäsche und suchen Sie sich eine Bluse oder einen Pullover aus. Meine Hosen werden Ihnen wohl nicht passen, fürchte ich. Sie sind viel schlanker als ich. Einen BH tragen Sie ja nicht, und auf jeden Fall könnten Sie einen von meinen nicht ausfüllen. J.«

Andrea musste lachen, wie Julia das beabsichtigt hatte. Es war so schön, ganz normal lachen zu können. Julia hat genau gewusst, wie ich mich fühlen würde, sagte sich Andrea. Sie war der Schauspielerin dankbar. Genüsslich duschte sie heiß.

Nachdem sie wieder in Julias Schlafzimmer war, wählte sie ein spinnenwebfeines Höschen aus. Ein ganzer Stapel von ihnen in unterschiedlichen Farben lag in der Schublade. Sie waren bestimmt so teuer gewesen wie ein Weitwinkelobjektiv. Im Schrank fand sie einen Pullover, der ihr einigermaßen passte.

Als Andrea das Zimmer verlassen hatte und nach unten ging, vermied sie es, zu Helens Tür zu schauen.

»Andrea! Ich hatte gehofft, dass Sie nicht mehr schlafen.«

Sie blieb am Fuß der Treppe stehen und wartete, bis Steve zu ihr gekommen war. Er wirkte müde und grau. Für einen Moment zeigte sich sein jungenhaftes Lächeln um die Lippen, aber seine Augen blieben ernst.

»Sie sehen nicht so aus, als hätten Sie viel Schlaf bekommen, Andrea.«

»Ich glaube, so ist es uns wohl allen gegangen.«

Steve legte den Arm um ihre Schultern. »Wenigstens hat der Regen nachgelassen.«

»Oh.« Das wurde Andrea erst jetzt bewusst. Sie lächelte schwach. »Ich wusste doch, dass irgendetwas anders geworden war. Die Stille hat mich geweckt. Wo ist …« Sie zögerte, Lucas’ Namen auszusprechen. »Wo sind die anderen?«

»Im Aufenthaltsraum. Aber kommen Sie erst mit mir zum Frühstück, ja?« Steve zog Andrea mit sich. »Ich habe auch noch nichts gegessen, und Sie können es sich nicht leisten abzunehmen.«

»Wie charmant von Ihnen, mich daran zu erinnern.



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